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DIY - BLOG

PALMÖL VS. KOKOSÖL

Aktualisiert: 27. Sep. 2023

Palmöl und Kokosöl sind in unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Durch die enorme Nachfrage nach billigen Ölen und Fetten, gerade seitens der Industrie, werden die Pflanzen auf riesigen Plantagen als Monokulturen kostengünstig angebaut. Die Flächen, die für den Anbau benötigt werden, werden gerodet und wertvolle Biodiversität und Artenvielfalt sind somit für immer verloren. Die Arbeiter*innen werden häufig mit Niedriglöhnen ausgezahlt und müssen unter schlechten Bedingungen arbeiten.

Auch heute noch geht der alternative Trend zum vermeintlich gesünderen Kokosöl, denn es besitzt einen positiven Benefit und wird oft als Superfood beworben, so dass sich kaum jemand Gedanken darüber macht wie es angebaut wird.

Leider sieht die Realität etwas anders aus. Fakt ist, Kokosöl ist gar nicht so gesund wie es oft beworben wird jedoch auch nicht ungesünder als andere Speiseöle. Es besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren und kann bei übermäßigem Verzehr den Cholesterinspiegel erhöhen. Es gilt als gesünder als Butter, jedoch ungesünder als andere Öle wie Raps-, Lein- oder Olivenöl. Was jedoch viel tragischer ist, dass viele immer noch davon ausgehen, dass Kokosöl unter besseren Bedingungen angebaut wird als Palmöl. (1)

Kokosnuss

Kokosöl ist nicht gesünder oder nachhaltiger als Palmöl.

Ein paar Fakten zum Anbau aus dem Jahr 2020:

Ölpalme (2)

Kokospalme (3)

Weltweite Erntemenge (Tonnen)

418.4040.000

61.520.000

Weltweite Produktionsmenge (Tonnen)

75.875.560

2.611.850

Ertrag (kg/ha)

14.561

16.470

Anbaufläche (ha)

28.740.000

11.580.000

PALMÖL


Palmöl ist nicht nur in Schokolade, Kosmetik oder Futtermitteln enthalten, vor allem im Biodiesel und auch in der Industrie wird Palmöl vielseitig eingesetzt.

Der Verbrauch von Palmöl im Jahr 2013 in Deutschland liegt bei einer Gesamtmenge von 1.795.705 t. Diese Menge teilt sich auf in 42% für Bioenergetische Verwendung (Kraftstoff wie Biodiesel, Strom und Wärme), 33% für Nahrungsmittel (Margarine u. ä., Brot- und Backwaren, Fertigprodukte, Schokolade und kakaohaltige Aufstriche, Eiscreme, Knabberwaren), 17% Industrielle Verwendung (Chemie & Pharmazie, Kosmetika, Seifen, Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel) und 8% Futtermittel. (4)


42% des nach Deutschland importierten Palmöls steckt in Strom & Wärme.

Nachhaltigkeit und Zertifizierungen

Im Jahr 2019 wurden weltweit 76.100.000 Tonnen Palmöl produziert, davon waren 25-28% „nachhaltig“ produziert, ein noch geringerer Anteil davon war zertifiziert. (5)

Es gibt momentan 5 Zertifizierungssysteme für Palmöl. Diese sind RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil), ISCC PLUS (International Sustainability & Carbon Certification), RA (Rainforest Alliance), RSB (Roundtable on Sustainable Biomaterials) und POIG (Palm Oil Innovation Group).


Keines der Systeme trägt letztendlich ein Siegel für biologischen Landbau, ausreichenden Schutz von Ökosystemen und ausreichend fairen Bedingungen für Arbeiter*innen. Keines der Zertifizierungssysteme alleine reicht deshalb aus, um das Produkt mit einem gutem Gewissen kaufen zu können.


Keines der Zertifizierungssysteme alleine reicht aus, um Palmöl mit gutem Gewissen kaufen zu können.

Alternativen zu Palmöl

Als Alternativen zum Palmöl kommen bereits Pflanzenöle wie Jojobaöl und Sheabutter, Sonnenblumen-, Soja- oder Rapsöl zum Einsatz, die jedoch mindestens 4-5- Mal so viel Anbaufläche wie die Ölpalme benötigen. Natürliche Flächen wie Wälder, Feuchtgebiete und Savannen werden vermehrt für den Anbau benötigt und somit wiederum biologische Vielfalt zerstört. Wenn Palmöl komplett durch Kokosöl ersetzt werden würde, würden 308 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen zusätzlich entstehen. Nimmt man als Alternative Rapsöl und baut die von uns benötigte Menge nur in Deutschland an, so erhöht sich die benötigte Anbaufläche auf zusätzlich 730.000 ha. Dies entspricht einer 15-fachen Fläche der niederländischen Insel Texel (46.320 ha).

Gerade heimische Ersatzöle wie Sonnenblumen- oder Rapsöl könnten jedoch sinnvoll in regional bestehende Fruchtfolgen eingegliedert werden. Dadurch werden keine zusätzlichen Flächen benötigt und soziale Missstände, welche beim Anbau von Palmöl in Südostasien bestehen, könnten so minimiert werden.

Leider ist es aber in einigen Branchen gar nicht erst möglich ganz auf Palmöl oder Kokosöl zu verzichten. So bleibt in der Seifen-, Pflege- sowie Reinigungsmittelherstellung die Verwendung von diesen beiden Ölen die einzige pflanzliche Alternative. (4)



Wichtige Informationen über zukünftige Änderungen im Verbrauch von Palmöl in der EU

Ab 2030 verbietet die EU den Einsatz von Palmöl in der Biodiesel-Produktion. Dieser sogenannte Palmöl-Bann ist bei näherer Betrachtung jedoch leider keine sinnvolle Investition in den Klima- und Umweltschutz. Denn, für die Biodiesel-Produktion wird weiter ein Pflanzenöl benötigt, das in jedem Fall mehr Anbaufläche benötigt, bei Raps ist es die sechsfache, bei Soja die zehnfache Fläche. Zudem würde es nicht dazu führen, dass die Palmöl-Produktion zurückgeht. Eher führt es dazu, dass die Preise sinken und die Nachfrage in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie wieder steigt. 9


In manchen Branchen ist es bisher nicht möglich ganz auf Palm- oder Kokosöl zu verzichten.

KOKOSÖL


Unter konventionellen Bedingungen (kein biologischer Anbau) liegt der Ertrag von Kokosöl pro Hektar bei 0,7 Tonnen. Als Vergleich sei zu erwähnen, dass die Ölpalme bei 3,3 Tonnen/Hektar Palmöl liegt und somit 4–5-mal mehr Ertrag auf die gleiche Anbaufläche bietet. 4

Kokospalmen liefern jedoch nicht nur Pflanzenöl, sondern viele weitere Produkte wie Fasern (Isoliermaterial), Kokosschalen (Grillkohle), Fruchtfleisch (Kokosraspel) und Fruchtwasser (Getränk).10

Dies sei an dieser Stelle zu erwähnen, ist wirtschaftlich gesehen jedoch weiterhin keine hinreichende Alternative zu Palmöl.


Zertifizierungssysteme

Klar ist, dass es auch für Kokosöl bisher gar keine Zertifizierung gibt, die auf eine nachhaltige, umweltbewusste und fair entlohnte Bezahlung achtet.

Das Zertifizierungssystem RA (Rainforest Alliance) gilt als einzige Organisation, welche neben Palmöl auch Kokosöl zertifiziert. Die internationale Organisation verfolgt Kriterien für eine kontinuierliche Verbesserung einer nachhaltigen Bewirtschaftung innerhalb der Kokosöl-Produktion. Doch auch hier gibt es einige große Schwachstellen, wie zum Beispiel der Tatsache, dass weiterhin Pestizide ausgebracht werden dürfen und die Arbeiter*innen auch weiterhin nicht ausreichend bezahlt werden. 7


Die Ölpalme bringt 4-5-mal mehr Ertrag als die Kokospalme.

Bio-, Verbands- und Fair Trade-Siegel

Das „EU-Bio-Logo“ für ökologischen Landbau kennzeichnet Bio-Lebensmittel in der EU/Nicht EU. Es wird sichergestellt, dass auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Düngemittel verzichtet wurde was auch der Umwelt zugutekommt und die Arbeiter*innen vor schädlichen Aerosolen bewahrt.

Das Siegel „Naturland“ beinhaltet zu den Auflagen des EU-Siegels das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit sowie Gleichstellung und angemessene Löhne für Arbeiter*innen.

Das „Fair-Trade“-Siegel gewährleistet angemessene Abnahmepreise, sichere und faire Arbeitsbedingungen sowie eine Fairtrade Prämie, die für Verbesserungen der Produktions- und Lebensbedingungen investiert werden soll. 5


Und nun stehen wir vor einer unüberbrückbaren Differenz.

Auf der einen Seite Palmöl mit seinem schlechten Ruf, dem meistproduzierten Öl der Welt, in etwa jedem zweiten Produkt im Supermarkt zu finden und Kokosöl, das vermeintliche Superfood, in der Gesellschaft als nachhaltige Alternative zu Palmöl respektiert obwohl es keinesfalls die bessere Wahl ist. Denn Fakt ist hier, das die Masse an Palmöl, die wir verbrauchen, durch andere pflanzliche Öle gar nicht ersetzt werden kann ohne noch mehr Schaden zu produzieren.


Achte auf die richtigen Siegel und konsumiere in Maßen.

Wenn du trotzdem Palmöl oder Kokosöl kaufen möchtest, achte auf das EU-Bio-Siegel, Naturland-Siegel und Fair-Trade-Siegel. Hier findest du ein Palmöl bzw. Kokosöl, mit Siegeln an denen ich mich orientiere.


Was kann ich selbst dazu beitragen?

Fahre Benziner, öffentliche Verkehrsmittel oder am besten gleich Fahrrad. Denn in Bio-Diesel steckt 10-36% Palmöl. (8)

Du kannst deinen Fleischkonsum minimieren oder sogar ganz auf Fleisch verzichten umso den Verbrauch von Palmöl in der Futtermittelindustrie zu verringern.

Koche frisch und regional, denn in vielen Fertigprodukten versteckt sich Palmöl.

Und als Abschluss sei gesagt, dass du beim Einkauf von Lebensmitteln natürlich darauf achten kannst, erst gar keine Produkte zu kaufen die Palm- oder Kokosöl beinhalten. Ob dies die für dich die beste Alternative darstellt, musst du für dich selbst entscheiden.


Wir haben uns dafür entschieden, soweit es uns möglich ist, auf Palmöl zu verzichten, Kokosöl in Maßen zu verwenden, auf die nötigen Siegel zu achten und wenn es geht immer auf regionale Öle auszuweichen.​

In meinen Rezepten für DIY-Naturkosmetik findest du Kokosöl, da es gerade für trockene Haut sehr gut eingesetzt werden kann und zudem eine lange Haltbarkeit aufweist. In den Rezepturen sind aber stets Alternativ-Öle aufgelistet.

 

Literaturangaben

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